Aufgaben und Ziele

Wie ein Sozialstaat konkret funktioniert, welche Aufgaben er wie wahrnehmen soll und muss, ist eine Frage des gesellschaftlichen Konsenses und der Machtverhältnisse. Seine Ausgestaltung ist daher von Land zu Land unterschiedlich und ändert sich mit der Zeit auch. Allgemein zielt er vor allem auf Sozialschutz, Stabilisierung und Sozialinvestitionen (kurz die 3 „S“ des Sozialstaats) ab.

Ein gut ausgebauter Sozialstaat kann viele Aufgaben erfolgreich lösen: sei es die Absicherung von Menschen in schwierigen Lebenslagen (z. B. bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit), den Erhalt von sozialem Frieden, die Teilhabe benachteiligter Gruppen in Wirtschaft und Gesellschaft und auch als stabilisierende Kraft in Krisenzeiten.

Die jüngsten Trends in den verschiedenen Politikfeldern und die gebotenen Entwicklungsschritte sind in der Sammelpublikation „Soziale Lage und Sozialpolitik in Österreich 2023 – Entwicklungen und Perspektiven“ kompakt beschrieben und zusammengefasst.

Merkmale und Funktionsweise

Der österreichische Sozialstaat funktioniert im Wesentlichen gut – das gilt für die jüngsten Erfahrungen in der Pandemie, aber auch für die Vergangenheit. Für die Zukunft braucht es aber soziale und gesellschaftliche Weichenstellungen.

Hierzulande bietet der Sozialstaat der Bevölkerung umfangreiche Leistungen zur sozialen Absicherung, und das bei stabilen Ausgaben seit Mitte der 1990er-Jahre – bis zum Pandemiejahr. Mit Geld- und Sachleistungen sorgt er für Umverteilung und reduziert so auch die Armutsgefährdung. Damit trägt er zur Wahrung des Lebensstandards der breiten Masse der Bevölkerung und gleichzeitig zur Sicherung des sozialen Friedens bei.

Finanzierung des Sozialstaats

Die gute Nachricht vorweg: Es geht sich aus!

Es geht sich nicht nur aus, sondern wir wollen natürlich die Finanzierungsarchitektur, die noch sehr stark auf Abgaben von Arbeitseinkommen abstellt, weiterentwickeln und auch schließlich die Finanzierung öffentlicher Leistungen gerechter gestalten. Dafür sollen materiell Bessergestellte auch einen größeren Beitrag leisten als bisher. Diese Stoßrichtung teilen im Übrigen u. a. auch die OECD und die EU-Kommission.

Zusätzlich gilt: Je mehr wir Vollbeschäftigung anstreben und je mehr materiell Bessergestellte zur Finanzierung beitragen, umso leichter bleibt vieles auch in Zukunft auf einem guten Niveau leistbar.

In diesen unsicheren Zeiten brauchen wir mehr denn je einen verlässlichen Sozialstaat und damit eine verlässliche Finanzierung!

Für Österreich lässt sich im Zeitverlauf insgesamt feststellen: Die Sozialausgaben entwickeln sich stabiler als man dies aus Debatten zum Sozialstaat vermuten würde. 

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Geschichte des Sozialstaats

Der Sozialstaat, wie wir ihn heute kennen, ist keine Selbstverständlichkeit. Die soziale Sicherheit musste Stück für Stück erkämpft werden. Seit seinen Anfängen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben liberale, konservative und sozialdemokratische Kräfte um die Ausgestaltung des Sozialstaates gerungen. Große Schritte vorwärts gelangen in der 1. Republik und der Ära Kreisky, Rückschritte waren insbesondere in der Zeit des Austrofaschismus und darauffolgend im Nationalsozialismus zu beobachten. Wer Teil des sozialen Sicherungssystems sein soll und wer nicht, ist bis heute Gegenstand vieler Auseinandersetzungen.

Ausgewählte Publikationen

Ausgewählte Publikationen zum österreichischen Sozialstaat und seinen Leistungen wie auch weiterführende Links zu Themen wie Arbeitsmarkt, Gleichstellung, Mitbestimmung, Gesundheit etc. finden Sie hier. Die Literaturhinweise werden laufend aktualisiert. Zudem sind im Bereich „Zeitschriften und Studien“ alle Bände der Reihe „Sozialpolitik in Diskussion“ kostenlos verfügbar.